MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Soon.

Bald stehen Nähmaschinen und Zentrifugen still. Die Garderobe sitzt und die Landung steht unmittelbar bevor. Von oben sieht die Erde so klein aus.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Rolf Gutbrod: VW Hahn, Werkstatt und Verwaltungsgebäude, Fellbach 1951


Im Werksverzeichnis von Rolf Gutbrod erscheint ab dem Jahr 1949 immer wieder der Name Hahn, und zwar entwarf der Architekt seit dieser Zeit für den stuttgarter Autohändler  wiederholt Werktätten, Wohn- und Geschäftshäuser. Im Jahr 1919 in Bad Cannstatt gegründet, besteht das auf VW spezialisierte Unternehmen mit diversen Niederlassungen bis heute und auf der Internetseite der Firma Hahn liest man, daß der Sohn des Firmengründers, Fritz Hahn, in den 30erjahren „maßgeblich an der Entwicklung des Volkswagen beteiligt“ gewesen sei (Link).

Nachdem Gutbrod für die Firma Hahn 1949 auf der Hauffstraße in Stuttgart ein Arrangement aus „Werkstatt, Bar und Verkaufspavillion“ gebaut hatte, wie es im an der der Uni Karlsruhe enstandenen Werksverzeichnis (Link) heißt, folgte der Auftrag für ein großangelegtes Firmengebäude in Fellbach, das sowohl der Verwaltung als auch Werkstätten Raum bieten sollte und 1951 eröffnet wurde. Zu dieser Zeit war Gutbrod offensichtlich sehr in den Automobilbetrieb involviert, denn auch für das zuffenhausener Porschewerk konzipierte er kurz darauf einen Gebäudekomplex (Link). Mit seinem rechteckigen Grundriß zeigt sich das fellbacher Gebäude zur Straße hin mit einer langen strengen Front blau gerahmter, leicht nach innen gekippte Fensterbänder. Geht man um das Autohaus herum, entfaltet sich dessen gesamte Schönheit: an der rückseitigen Hausecke ragen hoch oben über mehrere Etagen hinweg scharfkantig spitze Vorsprünge in den Himmel. So schafft Gutbrod eine optische Verbindung zwischen der Rampe im Hof des Gebäudes, über die verglaste Hausecke hinweg bis zur Dachlandschaft, die das Motiv des Winkels aufnimmt und wiederholt.


In der Gestaltung des Autohauses Hahn zeigen sich bereits diverse Elemente, die Gutbrod über die Jahre hinweg ausbaut und perfektioniert. Über allem steht der skulpturale Anspruch des Architekten, der durch Gutbrods gesamtes Werk hindurch zu verfolgen ist. Die Betonung des Dachaufbaus ist für Gutbrod offensichtlich stets von Bedeutung, wie auch der Einsatz scharfkantiger Formen, der sich in späteren Entwürfen zusätzlich auch im Grundriß zeigen soll. Die Pfeiler, die den Dachaufbau stützten, können beinahe als Gutbrods Markenzeichen gesehen werden. Mit dem rechteckigen Querschnitt, der einen charakteristischen Knick nach innen aufweist, sind sie in größerer Form ein typischer Bestandteil von Gutbrods späteren Bauten. So ruht beispielsweise das Dorlandhaus in Berlin ganz auf diesen Pfeilern.

Sonntag, 13. Mai 2012

Stefan Polónyi: Tragende Linien und tragende Flächen - Ausstellungseröffnung des M:AI im Dortmunder U


Dem Namen Stefan Polónyi begegnete ich zum ersten Mal in meiner Auseinandersetzung mit dem Keramion, einem einer rotierenden Töpferscheibe nachempfundenen Museumsbau des Architekten Peter Neufert. Die Form des futuristisch wirkenden Betongebäudes, das sich in Frechen bei Köln befindet und ganz der Keramikkunst gewidmet ist, hatte Neufert im Jahr 1970 zusammen mit dem Bauingenieur Stefan Polónyi entwickelt. Dabei treibt sich mit einem enormen Schwung aus der den Bau dominierenden runden Scheibe eine Schale, die den Innenraum des Gebäudes zum Himmel öffnet.

Wie in der Bildhauerei, so steht auch in der Architektur zwischen der Phantasie der ersten Zeichnungen auf den sprichwörtlichen Zetteln und Servietten und der eigentlichen Umsetzung in Stein und Beton ein langer Weg. Im Gegensatz zum Bildhauer steht dem Architekten jedoch der Bauingenieur zur Seite, der einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die letztendliche Gestalt des Werks hat. Oft geht allerdings nur der Name des Architekten in die Kunstgeschichte ein und der Bauingenieur bleibt gänzlich unerwähnt. Diesem Missverhältnis arbeitet Stefan Polónyi seit Jahrzehnten entgegen. Während seiner Zeit als Professor an der TU Dortmund setzt er sich für ein Gleichgewicht zwischen Ästhetik und Technik im Architekturstudium ein und stärkte damit auch das Ansehen des Bauingenieurs, der gerade die skulpturalen Aspekte eines Bauwerks erst ermöglicht.

Dem Lebenswerk Stefan Polónyis widemt das M:AI, das Museum für Architektur und Ingenieurskunst NRW, nun eine Ausstellung, die seit dem 4. Mai im Dortmunder U zu sehen ist: „Tragende Linien und tragende Flächen“. Hier wird nicht nur ein Überblick über Polónyis Bauwerke geboten, auch die Prinzipien der Tragwerkslehre werden an unzähligen Beispielen sehr anschaulich erklärt, sodaß auch Besucher wie ich, die Architektur vor allem unter bildhauerischen Aspekten betrachten, einen Einblick in diesen Bereich erlangen.

Beschäftigt man sich mit der zukunftsweisenden Architektur der Sechziger- und Siebzigerjahre, ist man erstaunt, wie oft der Name Polónyi erscheint. Der Flughafen Tegel ist beispielsweise zu nennen (Link), die Metastadt Wulfen und die EGKS Versuchsstation Schleswiger Ufer in Berlin (Link). Die Ausstellung des M:AI zeigt jedoch, wie sehr Polónyi bis heute in die gesamte Architekturgeschichte der Nachkriegszeit involviert ist und sowohl im Ruhrgebiet und in Köln als auch in Berlin, wo er von den Sechziger- bis in die Achzigerjahre zusammen mit Herbert Fink ein Büro für Bauingenieurwesen betrieb (das nach wie vor existiert), maßgeblich am Geschehen beteiligt ist.


Die Ausstellung „Tragende Linien und tragende Flächen“ ist noch bis zum 24. Juni im Dortmunder U zu sehen, zu weiteren Informationengeht es hier entlang: M:AI.
 

Donnerstag, 10. Mai 2012

Berlin: Paul Schwebes revisited


Meinen Unmut bezüglich des zur Zeit stattfindenden Umbaus des Philipsgebäudes von Paul Schwebes in Berlin habe ich hier bereits vor einigen Wochen geschildert (Link). Nun möchte ich als Nachtrag einige Aufnahmen liefern, die ich kürzlich an der Urania gemacht habe, als man bereits im Begriff war, die Innereien des Gebäudes aus den frühen Siebzigerjahren abzutragen und die Fassade einzurüsten.

Montag, 7. Mai 2012

Julian F. M. Stoeckel: Talentshows ja, aber nur als Jurymitglied

Foto: Agentur Stoeckel, Berlin
Die bunte TV-Welt überschüttet den Konsumenten seit Jahren mit Castingshows, Miss-Wahlen und Talentwettbewerben und zahllose Showschreiber bemühen sich um immer neue Variatonen des eigentlich sehr alten Wettkampfthemas. Beinahe froh kann sich derjenige schätzen, dessen Fernsehempfang sich mit der Analogabschaltung in den Orbit verflüchtigt hat.


Nachdem es in den 90erjahren noch einen bitteren Beigeschmack hatte, Kinder in Erwachsenenoutfits Evergreens schmettern zu lassen, so ist es heute wieder en vogue und ein probates Mittel, den nicht enden wollenden Zirkus am Laufen zu halten. Die Grenzen zwischen den gleichförmigen Shows verschwimmen und der einstige Rundfunkempfänger verbringt seine Zeit mittlerweile lieber mit seinen echten Freunden bei Facebook.

Kritik an diesem fragwürdigen System übt auch der berliner Schauspieler und Designer Julian F.M. Stoeckel, der kürzlich um eine Teilnahme an einer Sendung namens „Supertalent“ gebeten wurde, wie wir hier berichtet haben: Link