MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Sonnenuntergang in der Pan Am Lounge: Ein glamouröser Abschluss der Fashion Week über den Dächern Berlins



Pan Am – beim bloßen Klang dieser beiden Silben breitet sich vor unserem geistigen Auge eine strahlende Welt aus. Geschwindigkeit, Luxus, Eleganz verbinden wir der amerikanischen Fluggesellschaft, Wolkenkratzer, exotische Orte, stromlinienförmiges Design und die unbegrenzte Möglichkeit, auf glamouröse Art die aufregendsten Metropolen der Welt zu bereisen. Nichts aber blitzt beim Gedanken an Pan Am so sehr vor dem geistigen Auge auf wie das Bild der idealen Stewardess, die als perfekte Verkörperung des Firmengeists überall auf der Welt die Sehnsucht nach der Ferne weckt. Sehnsüchte und Träume sind es auch, die von den Pan American World Airways übrig geblieben sind. Die spektakuläre Geschichte von der Eroberung des Luftraums, die 1927 begonnen hatte, endete 1991 mit der Übernahme der Firma durch Delta Airlines, nachdem nach dem Lockerbie-Anschlag die Fahrgastzahlen dramatisch zurückgegangen waren.


Längst ist das Pan-Am-Gebäude in New York an eine Versicherung verkauft. Als es Anfang der Sechzigerjahre unter der Mithilfe von Walter Gropius gebaut wurde, war es das größte Bürohochhaus der Welt. Der Pan-Am-Schriftzug überragte damals ganz Manhattan, von der Dachterrasse aus konnte man mit dem Hubschrauber zum John F. Kennedy International Airport fliegen und dort direkt am Pan Am Worldport einchecken. Zur Zeit kämpft eine Gruppe von Denkmalschützern für den Erhalt des akut vom Abriss bedrohten Terminals, wo schon Roger Moore als James Bond in „Live and let die“ (1973, Link) gelandet und Doris Day in „That Touch of Mink“ (1963, Link) in den Liebesurlaub gestartet ist. Auch wenn man in New York die Wahrzeichen Fluglinie aufgibt, so wird in Belin die Pan-Am-Tradition fortgeführt und besonders gepflegt, und zwar genau dort, wo Berlin am großstädtischsten wirkt, im Westen, zwischen Europacenter und Hansaviertel.

Der Standort Berlin spielte in der Geschichte der Airline stets eine ganz besondere Rolle. Bis zum Jahr 1990 durfte Berlin von keiner deut- schen Fluggesellschaft angeflogen werden. Tempelhof lag im ameri- kanischen Sektor und es durften ausschließlich Maschinen der Pan Am und der British Airways dort landen. Die Air France konnte Berlin erst mit der Eröffnung des Flughafens Tegel (Link) im französischen Sektor in ihr Repertoire aufnehmen und so hatte die Pan Am lange Jahre die Vormachtstellung in Berlin. Das musste ge- feiert werden, und zwar ganz adäquat auf der Penthouse-Dachterrasse mit einem Blick über die ganze Stadt. Direkt neben dem Europacenter, dem ersten modernen Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild in Europa, entstand 1966 ein Apartmenthaus, in dem sich seither das in Berlin stationierte Pan-Am-Personal einmietete. Ein Hubschrauberlandeplatz gibt es nicht auf dem Dach des zehnstöckigen Hochhauses, dafür aber ein Pent houselounge, an deren Bar sich seit den Sech- zigerjahren das blau gekleidete Flugpersonal amüsierte. Man befindet sich dort mitten im Zentrum der Nachkriegsmoderne und sieht mit einer Kopfdrehung, als wäre die unglaubliche Originalausstattung der Pan-Am-Lounge nicht schon surreal genug, Pereiras Interconti Hotel, das Hansaviertel, die Gedächtniskirche, den sich drehenden Mercedesstern auf dem Europacenter und schließlich das Dorlandhaus mit den Resten des halbdemontierten Philipshauses daneben.

Heute kann man die Pan-Am-Lounge, die lange Zeit in Vergessen- heit geraten war, für Veranstaltungen mieten. Dann wird die spektakuläre Atmosphäre über den Dächern der Stadt zusätzlich durch die Anwesenheit einiger charmanter Damen vom Flugservice vervollstän- digt, die den Besucher schon beim Betreten des Hauses in Empfang nehmen und sicher und komfortabel in den zehnten Stock geleiten. Natascha Bonnermann, die die Pan-Am-Lounge vor einigen Jahren entdeckt und wieder zum Leben erweckt hat, vermietet mittlerweile zusätzlich zu der Penthouse-Bar auch ein Appartment. Die Wohnung, die sich über mehrere Ebene erstreckt, sieht aus, als sei sie von Jan Morrow persönlich eingerichtet worden, der von Doris Day in „Bettgeflüster“ verkörperten Innenarchitektin. Es verwundert also nicht, dass uns die Schauspielerin von einer Autogrammkarte, die gerahmt auf einem Nachtschränkchen steht, entgegenlächelt. Tatsächlich wurde die Pan-Am-Suite aber erst in den letzten Jahren eingerichtet und ist im Gegensatz zu der Lounge nicht original (s. Fotos weiter unten).
 

Im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin lud das Pan-Am-Team nun zu einem Sundowner und einer Führung durch das Ensemble ein und es war das erste Mal, dass man die Lokalität überhaupt außerhalb einer Veranstaltung besichtigen konnte. Nachdem ich schon vor einigen Jahren am Fuß des Gebäudes auf der Budapester Straße gestanden und sehnsüchtig nach oben geschaut hatte, konnte ich es beinahe nicht glauben, als mir eine der Damen vom Flugservice im Fashion Week Zelt eine Einladung überreichte. Ich muss sagen, dass ein eleganterer Abschluß der Fashion Week kaum möglich gewesen wäre als den Nachmittag in der Pan Am Lounge. Eigentlich sollte die Fashion Week immer mit einem Penthousebesuch enden.
Zu weitere Informationen geht es hier entlang: www.panam-lounge.org 
 

Sonntag, 10. Februar 2013

Hans Scharoun: Hörsaal TU Berlin, 1963 - 68



Ausflüge in die Modewelt müssen immer mit Abstechern zu aufregenden Gebäuden verbunden werden. Manchmal ergibt sich dabei ganz Überraschendes. Am Freitagabend der Fashionweek Berlin wollte ich einmal um den riesigen Kreisel des Ernst-Reuter-Platzes herumlaufen, als mir bei eisigem Wind und klirrender Kälte einfiel, dass sich dort doch das Gebäude befinden musste, das Hans Scharoun in den Sechzigerjahren für die TU Berlin entworfen hatte. Ich wusste nicht, wie das Gebäude aussah, hatte aber gelesen, dass Scharoun in der Eingangshalle viele verschiedene Natursteinplatten hatte anbringen lassen, um den Architekturstudenten die unterschiedlichen Steinsorten zu erklären. Später hat man das Arrangement dann durch das Anbringen von Schaukästen stark zerstört. Blindlings marschierte ich in das nächste Gebäude, aus dem an verschiedenen Stellen Ecken und Winkel in die Dunkelheit ragten und sehr nach Scharoun aussahen. Die Eingangshalle lag ziemlich verlassen im Halbdunkel und vor mir reihten sich tatsächlich unzählige vertikale Steinplatten aneinander. In die Mitte hatte man einen breiten Streifen geschnitten um einen Schaukasten einzulassen.

Freitag, 8. Februar 2013

Düsseldorf, Berlin und das Ideal der Autogerechten Stadt. Zwei Metropolen im Vergleich.

 
 
 
Auf dem Kreisel

In Düsseldorf verabschiedet man sich schon seit einer ganzen Weile von der Idee der Autogerechten Stadt der Nachkriegszeit und hat beschlossen, gegen den Protest des Bundes Deutscher Architekten und einer langen Liste düsseldorfer Bürger den Tausendfüßler abzureißen (Link). Die elegante Hochstraße, die seit den frühen Sechzigerjahren den Verkehr durch die Innenstadt leitet und zudem das Vergnügen bereitet, für einen Moment die Stadt und den Hofgarten von oben zu sehen, wird bald durch einen Tunnel ersetzt sein. Anstatt Dynamik, Schwung und Funktionalität gibt es dann eine Fußgängerzone und ein plumpes Einkaufszentrum, für das bereits jetzt ein schwäbischer Oberbekleidungshändler gewonnen werden konnte. Tschüss Moderne, tschüss Modemetropole. 

Donnerstag, 7. Februar 2013

Fashionweek Berlin - Tag vier: Das Fashion Blogger Café Vol. 5 im Kosmetiksalon Babette

Vielen Dank an Chris von modeverliebt.net (Link) für das coole Foto! Die Kuchenlutscher (Fachterminus: Cake Pops), für die die Damen von Sally Hansen liebevoll gesorgt hatten, passten perfekt zu meinem Outfit. Der Barbarella-Kragen entstand am Dawanda- Basteltisch.
18. Januar 2013. Der Freitag der berliner Fashionweek ist  traditionell dem Fashion Blogger Café vorbehalten und ich war froh, diesmal mehr als nur eine Stunde daran teilnehmen zu können. Diesmal wollte ich das gesamte bunte Programm miterleben und machte mich beinahe rechtzeitig auf den Weg zum Kosmetiksalon Babette auf der Karl-Marx-Allee. Vorträge wurden gehalten, beispielsweise über die Vorteile eines Zusammenschlusses mehrerer Blogs, die obligatorischen Muffins wurden gegessen, ohne die Bloggen ja gar nicht möglich ist, Fingenägel lackeirt und Kragen gebastelt. (Ja, es waren tatsächlich auch Herren anwesend, auch wenn man das so nicht direkt vermuten würde.)

Mittwoch, 6. Februar 2013

Mercedes-Benz Fashion Week Berlin - Tag drei: Angeknipst

Scissorella mit Guido Maria Kretschmer
Scissorella in Scissorella
17. Januar 2013. Wenn ich meinen großen Bruder frage, was ich anziehen soll, dann sagt er jedes Mal „Zieh doch das türkis Weltraumkleid an.“ Das ist seit Jahren sein running gag und eigentlich hat er ja Recht: zum Thema „türkis Weltraumkleid“ habe ich in meinem Hang zum Retrofuturismus mehr als einen Beitrag geleistet. Somit ist dieser Bericht auch meinem Bruder gewidmet. Am dritten Tag der Fashion Week befolgte ich seinen Rat und traf direkt Guido Maria Kretschmer nach seiner Show im Mercedes Zelt. Ich hoffe, lieber Don Christobal, Du gibst Herrn Kretschmer und mir die volle Punktzahl für unsere Outfits, denn Guido Maria Kretschmer ist tatsächlich genau so charmant und angeknipst, wie wir ihn beide mögen!

Dienstag, 5. Februar 2013

Mercedes-Benz Fashion Week Berlin - Tag drei: A Degree Fahrenheit


17. Januar 2013. Yu Amatsu spricht die Sprache des Materials, der Farbe und der Form. Der Ausgangspunkt für die Kollektion, mit der er im Rahmen der Mercedes- Benz Fashion Week Berlin sein Label A Degree Fahrenheit vertritt, ist das Oxidieren von Eisen und die Hitze, die dabei entsteht. Eisen in seinen verschie- denen Stadien spiegelt sich sowohl in den Farben der Entwürfe wieder, die sich allesamt zwischen Grau, Schwarz und Rostrot bewegen, als auch in den Oberflächen. 

Die Zartheit metallisch glänzender, weich fließender Stoffe trifft auf Elemente aus dickem, wärmenden Wollstoff. Allen Entwürfen Yu Amatsus liegt eine durch- dachte Bildkomposition zugrunde und man verfolgt fasziniert, wie Linien über Körper verlaufen, wie Flächen aneinander stoßen, wie Dynamik und Statik miteinander harmonieren. 

Bei Yu Amatsu geht es nicht um Kategorien wie Jacke oder Rock, es geht um Proportionen, Harmonie und Schönheit.

Montag, 4. Februar 2013

Mercedes-Benz Fashion Week Berlin - Tag drei: Dietrich Emter

17. Januar 2013. Dietrich Emter, der im Juli letzten Jahres den New Faces Award Fashion gewonnen hat (Link), nahm mit seinem erst 2011 gegründeten Label bereits zum dritten Mal an der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin teil. Seine Kollektion für den Herbst und Winter 2013 wirkt wie ein Querschnitt durch die Zeit, zusammengefasst durch ein Farbklima, das sich zwischen Eierschal, Hellblau und Dunkelgrün bewegt. Figuren in gotischer Strenge zeigt er uns, mit weich fließenden, bodenlangen Gewändern, dann wieder Lein- wandgöttinnen der Zwan- zigerjahre mit Pelzbesetzten Capes und Hieronymus-Bosch-Ornamenten, bis hin zu unterkühlt wirkende Schön- heiten, die in ihren knielangen Röcken und ausgestellten Kostümjacken eine gewisse Midcentury-Eleganz ausstrahlen.