MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Egon Eiermann: IBM Zentrale Stuttgart Vaihingen, 1967 - 72




In akuter Gefahr befinden sich zur Zeit die Gebäude, die Egon Eiermann in den Sechzigerjahren für die Internationale Büromaschinen Gesellschaft mbH, kurz IBM, in Stuttgart Vaihingen entworfen hat. Der Gebäudekomplex, der aus drei Verwaltungsgebäuden und einer separaten Kantine besteht, ist an zwei Seiten von Autobahnen umschlossen, zudem ist der Haupteingang nur über eine Brücke zu erreichen. Gerade diese besondere Lage und die auschließliche Erreichbarkeit mit dem Automobil, die so typisch ist für die Entstehungszeit des Ensembles, sind Gründe, weswegen es sich nach dem Auszug der Firma IBM im Jahr 2009 weder vermieten oder verkaufen lässt. Der jetzige Besitzer hat sich mit der Immobilie offensichtlich verspekuliert, Insolvenz angemeldet und daraufhin eine Abrisserlaubnis für den unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplex beantragt, dem der Baubürgermeister der Stadt Stuttgart allerdings nicht zustimmen will. Grund für den Auszug der Firma IBM waren die angeblich zu hohen Investitionen für eine energetische Sanierung der Häuser. Schönheit hat immer ihren Preis und gerade die Eiermann-Gebäude in Vaihingen verlangen einen Investor, der dazu bereit ist, sich in die subtile Komposition filigraner Elemente einzufühlen und ein entsprechendes Budget so einzusetzen, dass die Leichtigkeit und Strenge kalifornischer Case Study Houses erhalten bleibt.

Don Christobal war in Vaihingen vor Ort, um für Scissorella.de einige Fotos der Situation zu machen. Vielen Dank!

Dienstag, 25. Juni 2013

Düsseldorf: Im Londoner Taxi zu Hermès






Dass man Mode mittler- weile gerne in außergewöhnlicher Architektur präsentiert und vom Konzept der neutralen Messehalle hin zu der speziellen Atmosphäre außergewöhnlicher Bauten geht, beobachte ich nun bereits seit einiger Zeit. Beispiele dafür finden sich in der Show and Order, einer Modemesse, die in einem Berliner Heizkraft- werk stattfindet (Link), in der Premium in den Hallen der Station Berlin, einem Postbahnhof aus dem 19. Jahrhundert, und nicht zuletzt auch im Festival des Métiers des Hauses Hermès, das vor einigen Tagen in den Böhlerwerken im Norden Düsseldorfs zu Ende gegangen ist (Link). Bei Hermès jedoch ging man über die Inszenierung in einer sorgfältig restaurierten Fabrikanlage mit angeschlossenem Spitzbunker hinaus und organisierte zusätzlich einen sehr eleganten Shuttleservice, bei dem das interessierte Publikum im Londoner Taxi direkt von der Hermès-Niederlassung auf der Königsallee nach Lörick in die Böhler Werke chauffiert wurde.


Begeistert von der spektakulären Anreise fragte ich einen der beiden Fahrer nach Details und er erklärte mir, dass das Modell eigens als Londoner Taxi entworfen wurde, und zwar als sogennanter "Fairway Driver". Er legte dabei großen Wert darauf, daß es sich bei seinem Taxi nicht um einen Austin handelte. So ganz falsch lag ich jedoch mit meiner Frage nicht, wurde doch das Vorgängermodelll ursprünglich von Austin gebaut und dann schließlich von der Firma London Taxi International Limited übernommen.

Durch mein geschicktes Fragen waren die beiden charmanten Fahrer jedenfalls so abgelenkt, dass mir beinahe am Ende die Flucht im Londoner Taxi gelungen wäre, der Schüssel hat zumindest gesteckt!


Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Fotograf Wilfried Meyer für die phantastischen Detailaufnahmen des Festivals, die er mir eigens angefertigt hat, sowie bei Axel für die Taxifotos.

Samstag, 15. Juni 2013

Das ist kein echter Eiermann, das kann weg.

Zum Abriss der Horten-Fassade in Krefeld


Einerseits legt man in Krefeld großen Wert darauf, den Ruf der Stadt als Architektur-Metropole zu festigen, wie es das ambitionierte Golfclub-Projekt mit dem spektakulären 1:1 Modell eines Entwurfs von Mies van der Rohe aus dem Jahr 1930 zeigt, das gerade eröffnet wurde (Link). Andererseits wird, wie ich gerade erfahren habe, zur Zeit die charakteristische Fassade des Horten-Gebäudes in der krefelder Innenstadt entsorgt. Dabei handelt es sich um die typischen Keramikelemente, die Egon Eiermann um 1960 für die Gebäude der Kaufhauskette entworfen hatte und die so typisch für den Look dieser Zeit sind. Wie passt das dazu, dass das Stadthaus in Krefeld, das ursprünglich als Verwaltungsgebäude der Vereinigten Seidenwebereien AG von Egon Eiermann entworfen wurde (nach einer Idee Mies van der Rohes), gerade vor dem Abriß gerettet werden konnte?


Seit einigen Jahren schon steht das krefelder Warenhaus leer und nun will man offensichtlich mit neuen Mietern und einem neuen Image die immer ein wenig verlassen wirkende Innenstadt neu beleben. Und wie immer hat die Stadtbevölkerung Angst, daß die Ansammlung der üblichen Filialisten (Link) den Einzelhandel schädigt. Hauptmieter des umgestalteten Gebäudes soll die irische Billigmodekette Primark werden, was der Stadt Krefeld, die seit dem 18. Jahrhundert für die Herstellung von hochwertigen Seiden- und Brokatstoffe bekannt ist, vermutlich endlich den erhofften Aufschwung bringt. Ich wünsche viel Erfolg bei der Imagepflege.

Freitag, 14. Juni 2013

Esther Williams, 1921 - 2013. Abschied von der Badenden Venus

Ein Entwurf von mir vom April 2013. Ornament muß doch manchmal sein.
Am 6. Juni 2013 ist die amerikanische Schauspielerin und Schwimmerin Esther Williams, die vor allem als "Badende Venus" berühmt war, einundneunzigjährig in Beverly Hills verstorben.

Liebe Esther Williams, Dein schneidiges Schwimmen in Technicolor wird mir immer eine Inspiration bleiben!

Dienstag, 11. Juni 2013

Azzedine Alaïa im NRW-Forum - Die Eröffnung

Mit Azzedine Alaïa und einem ehrfurchtsvollen Blick. Dank an Ellen für das wunderbare Foto!
Ganz berauscht von der Pressekonferenz am Freitagvormittag besuchte ich abends auch die Vernissage der Ausstellung "Alaïa. Azzedine Alaïa im 21. Jahrhundert" im NRW-Forum. Und da traf ich den Meister der Form und Perfektion dann auch an, nachdem er sich bei der Pressekonferenz, ganz dem Primat des Understatements folgend, unauffällig an seinen Werken vorbei ins Haus geschlichen hatte. Der ganze Abend war von einer unglaublich feierlichen Atmosphäre getragen, einer Mischung aus Euphorie und Andacht, so sehr versetzte Alaïa das Vernissagepublikum mit seinen definitiv als Skulpturen angelegten Kleiderentwürfen in Begeisterung. Selten sieht man eine so zur Perfektion gebrachte Verbindung von Form, Farbe, Material und Detailversessenheit, die sich zudem in der gesamten Ausstellungsarchitektur widerspiegelte. Zu der festlichen Stimmung der Eröffnung passte es schließlich auch, daß sich vor der Tür des Museums ein wunderbarer Sommerabend ausgebreitet hatte und wir noch lange auf der Terrasse des NRW-Forums Alaïas Genie feierten.

Freitag, 7. Juni 2013

NRW-Forum Düsseldorf: Alaïa. Azzedine Alaïa im 21. Jahrhundert

Absolut euphorisiert komme ich von der Pressekonferens der Azzedine Alaïa-Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf, die ab morgen dort zu sehen ist. Bevor ich mich ausgiebig über die unglaubliche skulpturale Qualität von Alaïas Arbeiten auslasse, schicke ich einige visuelle Eindrücke vorweg. Eines sei noch erwähnt: bevor sich Alaïa der Modebranche zuwandte, studierte er zunächst an der Kunstakademie von Tunis Bildhauerei. Und genau diese dafür notwendige Besessenheit von Formen und Materialien spricht aus jedem einzelnen Exponat der Ausstellung (Link)

 

Donnerstag, 6. Juni 2013

Hermès: Le Festival des Métiers à Düsseldorf


Den Farben von Hermès entsprechend: Scissorella in einem Kleid von Scissorella

Das Festival des Métiers ist ganz der Bedeutung des Kunsthandwerks ge- widmet, das dem mitt- lerweile mehr als 175 Jahre andauernden Erfolg des Modehauses Hermès zugrunde liegt. Seit heute ist die Aus- stellung, bei der ver- schiedenen Handwerker de Firma Hermès ihre Fähigkeiten zeigen und erläutern, in den Böhler- werken zu sehen. Zehn Kunsthandwerker zeigen dort ihre zur Perfektion gebrachten Tätigkeiten. So erläutert beispielsweise der "maroquinier", wie die Hermès-Tasche zusammengenäht wird, man sieht, wie Uhren und Krawatten gefertigt werden und wie die phantastisch präzise bedruckten Seidentücher des Hauses im Siebdruckverfahren entstehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß der Gründer des Modehauses, Tierry Hermès, im Jahr 1801 ganz in der Nähe des für das Festival gewählten Terrains in den meerbuscher Böhlerwerken geboren wurde, und zwar im gerade für die Seidenproduktion bekannten Krefeld.


Bereits am Dienstagabend hatte ich an der feierlichen Eröffnung der als Gesamtkunstwerk konzipierten Ausstellung teilgenommen. Die Perfektion, mit der die verschiedenen Produkte von Hermès hergestellt werden, setzte sich in der Inszenierung der Veranstaltung fort. So war es für das Eröffnungspublikum selbsverständlich, sich dem Anlaß entsprechend zu kleiden, sich Tücher und Taschen des Labels umzulegen und die glamouröse Atmosphäre des Abends zu genießen.


Noch bis zum 11. Juni kann das Festival des Métiers in den Böhlerwerken besucht werden, es empfielt sich die stilvolle Anreise im englischen Taxi, das vor der Hermès-Boutique auf der Königsallee abfährt.