MODE KUNST ARCHITEKTUR

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Montag, 29. September 2014

Inzwischen: Zehn Jahre Atelier Interim - Die Jubiläumsfeier



Ihre Begeisterung für Wortspiele und verschiedene Bedeutungsebenen machten die beiden Düsseldorfer Künstlerinnen Sandra Hoitz (Link) und Stefanie Pürschler (Link) zum Zentrum ihrer Rauminstallation, die sie anlässlich des zehnten Jubiläums des  Ateliers Interim am 27. September präsentierten. Sprichwörtlich ad fontes gingen sie mit ihrer Brunnenskulptur, die sie zusammen mit einem filmischen Rückblick auf die letzten zehn Jahre des Ateliers und Projektraums zeigten. Über die zahllosen Aktionen, die sie „inzwischen“, so der Titel der Präsentation, in ihrem Raum durchgeführt haben, gibt auch der Katalog Auskunft, den die beiden Künstlerinnen anlässlich des Jubiläums veröffentlicht haben. Von Ausstellungen, Konzerten, einem Filmfestival, einer Modeperformance, bis hin zu Lesungen, gibt es eigentlich kaum etwas, was in dem Raum im Düsseldorfer Stadtteil Hamm nicht stattgefunden hat.



Der Jubiläums-Brunnen war tatsächlich viel mehr als ein Brunnen, genau so, wie der Name Interim sich auf viele Weisen deuten lässt, und sich nicht nur auf die Lage des Ateliers zwischen Stadt und Land bezieht. Der Brunnen war so angestrahlt, dass sein Schattenriss deutlich die beiden Profile der Künstlerinnen an die Wand warf. In all seiner Symbolträchtigkeit bot der leise plätschernde Brunnen ein Künstlerinnenportrait, aber auch Märchenbrunnen, Taufbecken und Jungbrunnen lauteten die Assoziationen der Gäste. Kleine Kinder, die aussahen wie Putten, wurden an die Quelle gehalten, fellinihafte Szenen spielten sich ab und mit der sinkenden Sonne wurden die Bilder immer dramatischer. Auf die Vielschichtigkeit der Inszenierung und der gesamten Arbeitsweise von Sandra Hoitz und Stefanie Pürschler ging auch der Schriftsteller Frank Schablewski in seiner flammenden Rede ein, die er zu Ehren der beiden hielt. Während er auf deren Werdegang einging und von iherer gemeinsamen Schulzeit und dem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf berichtete, sprangen und rannten zwei kleine Mädchen um den Brunnen und um den Redner herum, als gehörte diese spontane Choreographie ebenfalls zur Inszenierung des Abends. Und das war das ganz Besondere dieser zugleich barock und futuristisch wirkenden Jubiläumsfeier: bei all dem Perfektionismus, den die beiden Freundinnen bei ihren Arbeiten an den Tag legen, bot die gesamte Situation den Rahmen für ein ungemein lebendiges, lustiges und opulentes Fest.


Das Licht und das Brunnenplätschern waren nicht die einzigen Elemente, die zu der geheimnisvollen Atmosphäre beitrugen. Die sich bauschenden Folien, die an der Decke befestigt waren und leise knisternd waberten, der Nebel, der sich mit den Wolken vermischte, die zusammen mit dem Jubiläums-Film an die Wand projiziert wurden - all das ließ die zahlreichen Gäste gleichzeitig in eine Märchenwelt eintauchen und zum Olymp aufsteigen (eine der Besucherinnen hieß tatsächlich Olympia) und schließlich wandelte sich der in den letzten zehn Jahren schon so unterschiedlich genutzte Raum mal wieder, wie schon so oft, in eine Tanzfläche.



Immer wieder flackerten zudem die Bilder der Modeperformance über die Wand, die das Künstlerduo im Jahr 2006 zusammen mit mir durchgeführt hat. Damals hatten die beiden ein riesiges Baugerüst organisiert, auf dem sich in einer stundenlangen Choreographie zahllose Damen und Herren in Kostümen, die ich entworfen hatte, entlang hangelten und -kletterten. Schon damals war es uns gelungen, eine Einheit aus Mode, Kunst, Architektur und Bewegung zu schaffen und es war phantastisch, dass einige unserer Mitstreiter von damals auch zum Mitfeiern wieder den Weg ins Interim fanden.



Es bleibt, Sandra Hoitz, Stefanie Pürschler und ihrem Raum alles Schöne, Gute und Spektakuläre zu wünschen und dass Düsseldorf und die Welt noch lange von dieser Einheit erfährt.


In Erinnerung an die Baustoff-Performance aus dem Jahr 2006 kommt hier zudem das entsprechende Video:  





(Nachtrag: Bereits am nächsten Nachmittag sollten sich einige der Protagonistinnen stark übernächtigt bei der Eröffnung von Katharina Grosses Installation „Inside the Speaker“ (Link) in einer ebenfalls etwas surreal anmutenden Rauminstallation wieder sehen und gemeinsam über farbige Erdhügel und Styroporbrocken klettern. Der Weg zurück in die Realität war danach schwierig.)